Der große SmileCAMPER Wintercamping-Ratgeber – Teil 1: Sicher unterwegs im Winterwunderland
Die Temperaturen sinken, die Tage werden kürzer – und wer sich im Sommer ein Wohnmobil zugelegt hat, schickt seinen Camper jetzt für ein paar Monate in den Winterschlaf, richtig? Falsch! Denn Urlaub mit dem Wohnmobil macht auch in den kühlen Monaten richtig viel Spaß – vorausgesetzt, man ist auf die kleinen und großen Tücken des Winters vorbereitet.
In den folgenden Wochen erklären unsere Camping-Profis, wo die Herausforderungen beim Wintercamping liegen, wie Sie sich und Ihr Fahrzeug optimal für einen märchenhaften Trip ins Weiße rüsten und an welchen Orten es sich im Winter besonders schön urlauben lässt.
Cool bleiben: So sind Sie mit dem Wohnmobil auch im Winter sicher unterwegs
Beginnen wollen wir unsere Reihe mit einem besonders wichtigen (weil sicherheitsrelevanten) Thema: der wintertauglichen Ausstattung Ihres Wohnmobils für eine störungs- und unfallfreie Fahrt.
Diese Herausforderungen hält der winterliche Straßenverkehr für Wohnmobile bereit
Der Winter hält für alle am Straßenverkehr teilnehmenden Fahrzeuge diverse Gefahren bereit. Aufgrund ihrer Größe und ihres hohen Gewichts ist für Wohnmobile bei klirrender Kälte, Schneeverwehungen und spiegelglatten Straßen aber besondere Vorsicht geraten. Wer im Winter unangemessen fährt oder seinen Camper nicht richtig auf die Witterungsbedingungen vorbereitet hat, gefährdet damit sich und andere. Es gilt also: Better save than sorry – fahren Sie rücksichtsvoll, vorausschauend und halten Sie immer genügend Abstand von anderen Fahrzeugen.
Eine häufig vernachlässigte Gefahr des Winters stellt Schnee auf dem Fahrzeugdach dar – und davon gibt es auf dem Camper-Dach im Winter jede Menge. Rutschen die Schneemassen während der Fahrt auf die Windschutzscheibe, besteht höchste Unfallgefahr. Die Schneeschicht auf dem Dach sollte deshalb vor jeder Fahrt entfernt werden – und am besten auch zwischendurch, um die Traglast des Dachs nicht zu überfordern.
Eine weitere unliebsame Folge der Kälte ist das Gefrieren der Flüssigkeiten im Wohnmobil. Davon betroffen sind sowohl (Ab-)Wasserbehälter als auch die Tanks für Scheibenwischflüssigkeit. Weil sich aufgrund von Matsch und Streusalz aber gern Schlieren auf der Windschutzscheibe bilden, ist eine leistungsfähige Reinigungslösung von großer Wichtigkeit für sicheres und entspanntes Fahren. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, dass der entsprechende Tank vor Beginn der Tour mit einem frostsicheren Scheibenreiniger gefüllt ist, der den eisigen Temperaturen standhält.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Wohnmobil fit für die Tücken winterlicher Straßen ist, sollten Sie vor dem Urlaub eine entsprechend spezialisierte Werkstatt aufsuchen.
Grundausstattung und clevere Gadgets für eine sichere Fahrt im Winter
Niemand möchte seinen Urlaub damit verbringen, auf den Abschleppwagen zu warten. Damit Sie mit Ihrem Wohnmobil nicht im Graben landen oder im Tiefschnee stecken bleiben, sind umfassende Vorsorgemaßnahmen das A und O. Zur Grundausstattung für das Fahren bei winterlichen Straßenverhältnissen gehören:
Winterreifen in tadellosem Zustand
Guter Grip ist im Winter besonders wichtig. Deshalb sollte Ihr Wohnmobil mit leistungsfähigen Winterreifen ausgestattet sein. Sind die Reifen nicht neu, ist vor Urlaubsbeginn die Profiltiefe zu überprüfen. Der Gesetzgeber schreibt eine minimale Profiltiefe von 1,6 mm vor, Experten raten aber ab einer Profiltiefe von weniger als 4 mm zur Erneuerung der Reifen. Der Grund: Weil die Rillen nicht mehr so viel Wasser ableiten können, haftet der Reifen ab diesem Wert deutlich schlechter auf nassem Untergrund.
Welche Winterreifen die richtigen für Ihr Wohnmobil sind, hängt vom jeweiligen Modell ab. Grundsätzlich gilt aber: Breiter ist nicht zwingend besser – ganz im Gegenteil. Auf schmaleren Reifen lastet verhältnismäßig mehr Gewicht, was den Grip auf Schnee und Eis unterstützt.
Passende Schneeketten fürs Wohnmobil
Innerhalb von Deutschland ist das Tragen von Schneeketten im Winter nicht gesetzlich vorgeschrieben. In bestimmten Regionen weisen aber Hinweisschilder auf eine Schneeketten-Pflicht hin – und in vielen anderen europäischen Ländern müssen Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen in der kalten Jahreszeit grundsätzlich mit Schneeketten ausgerüstet sein.
Von den länderspezifischen gesetzlichen Regelungen einmal abgesehen, sind Schneeketten für Wohnmobile in jedem Fall eine sinnvolle Investition. Sie bieten zusätzlichen Halt auf winterlichem Untergrund und ermöglichen auch bei Neuschnee ein zügiges Vorankommen.
Neben günstigen Ring- und Seilschneeketten (die oft etwas kompliziert anzubringen sind), gibt es auch preisintensivere Schnellmontage-Varianten, die mit der Radmutter verschraubt werden und sich mit Drehen des Rads von selbst aufziehen.
Anfahrhilfen
Geht es trotz Winterreifen und Schneeketten mal nicht weiter, zaubern erfahrene Wohnmobilist:innen ein cleveres Tool aus der Heckgarage: Mit Traktionshilfen zum Anfahren erhält das Fahrzeug den benötigten Grip. Die unter das festgefahrene Rad geschobenen Matten oder Rampen erhöhen die Aufstandsfläche und Reibung – und schon kann die Reise weitergehen.
Besen, Schaufel und Leiter
Draußen rieselt leise der Schnee – und Sie beobachten das weiße Treiben gemütlich im warmen Wohnmobil. Spätestens am nächsten Morgen wird es aber Zeit, die unberührte Schneedecke aus dem Weg zu räumen. Hierfür sollten Sie immer eine große Schneeschaufel und einen langstieligen Besen im Gepäck haben. Damit Sie auch das Wohnmobildach vom Schnee befreien können, ist außerdem das Mitführen einer Leiter ratsam. Um auf dem Dach befindliche Luken, Solarpanels und Satellitenanlagen nicht zu beschädigen, sollten Sie dabei Vorsicht walten lassen.
Kleinigkeiten für noch mehr Sicherheit und Komfort
Um die Sicherheit beim Fahren durch Schneelandschaften zu erhöhen und ein störungsfreies Vorankommen sicherzustellen, sollten Sie folgende Kleinigkeiten unbedingt einpacken:
- Thermohaube für die Fahrzeugfront (verhindert ein Gefrieren der Frontscheibe beim Parken)
- Teleskop-Eiskratzer
- Defrosterspray zum schnellen Auftauen gefrorener Scheiben
- Streusalz
Was tun, wenn sich das Wohnmobil festgefahren hat?
Sie kommen trotz Schneeketten und Traktionsmatten nicht mehr voran? Was es unbedingt zu vermeiden gilt, sind panische Anfahrversuche, bei denen die Reifen durchdrehen. Manöver wie diese machen den Untergrund nur noch glatter und bewirken so das Gegenteil des Beabsichtigten.
Eine sinnvollere Maßnahme ist der Versuch, aus der bereits festgefahrenen Spur herauszukommen und sich so ohne fremde Hilfe zu befreien, denn der noch lockere Schnee der Umgebung bietet deutlich mehr Grip. Wenn möglich, sollte die Ersatzspur bergab führen – so lässt sich das Eigengewicht des Wohnmobils optimal nutzen. Hat der Camper den Bodenkontakt bereits verloren, kann der Spalt mit Ästen oder Kies aufgefüllt werden.
Auch bei optimaler Vorbereitung hilft manchmal nur noch eins: der Abschleppwagen. Auch wenn vorbeifahrende Fahrzeuge netterweise ihre Hilfe anbieten, sollten Sie im Zweifelsfall lieber auf einen professionellen Abschleppdienst setzen. Denn ein Wohnmobil abzuschleppen, ist etwas komplizierter als das Abschleppen eines normalen Pkw. Hat das helfende Auto zu wenig Kraft, stecken im Nu zwei Fahrzeuge fest. Und die Hilfsangebote von Schneepflügen oder Schleppern erscheinen zwar auf den ersten Blick vielversprechend, durch ihre immense Zugkraft kann der Camper aber schwer beschädigt werden.
Noch mehr Tipps für gemütliches Wintercamping
Mit dem Wohnmobil das Winterland erkunden: Im nächsten Beitrag erfahren Sie, wie Sie den Aufenthalt im Wohnmobil bei kalten Temperaturen genießen können.
Sie haben Fragen rund ums Reisen mit dem Wohnmobil oder möchten wissen, was Sie als Wintercamper schon bei der Konfiguration Ihres Wohnmobils beachten sollten? Unsere Experten stehen Ihnen sachkundig zur Verfügung!